Konzept

AKTIONALE IV Das Nackte sein, 2022.

AKTIONALE IV Das Nackte Sein

Ein Ausstellungskonzept von Peter Schlangenbader

Ausgangspunkt

Ausgangspunkt und Katalysator der “AKTIONALE, Das Nackte Sein“ war das seit den 80er Jahren traditionelle, wöchentliche Aktzeichnen im Verein Berliner Künstler (VBK, siehe unter Ausstellungsort), sie ist daher als eine Weiterentwicklung und neue Form von Erkenntnissen zu verstehen, die das formale und technische Aktzeichnen verlässt.

Gegenwart

Seit 2010 findet alle vier Jahre die „AKTIONALE“ in den gesamten Galerieräumen der VBK statt. Dabei werden meist in Berlin lebende und produzierende nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler gezielt eingeladen, sowie ausgewählte Vereinsmitglieder durch die Ausschreibung eines Kuratoren-Duos zusammengestellt. Letztendlich handeln es sich um rund 90% in Berlin ansässige Künstlerinnen und Künstler. Es findet ein Rahmenprogramm in Form von Lesungen und Performances statt und ein ausführlicher Katalog wird gedruckt.

Die ausgestellten Werke zeigen eine intensive Auseinandersetzung mit der Aktualität des Lebens, die Bandbreite ist ein großes Spektrum an Grenzerfahrungen, sowie die vielfältigen Lebensbereiche von extrem „mitfühlend und schön“ bis extrem „schonungslos und schrecklich“.

Emotionale Themen wie das Ausgeliefertsein, Liebe, Glück, Schönheit, Wahnsinn, Trauer, Lust, Mord, Krieg, Perversion und Erlösung oder zukünftige Themen der Entwicklungen von künstlicher Intelligenz, Roboter- und Gentechnik sollen künstlerisch untersucht und beleuchtet werden. 2022 werden zusätzlich die Themen Klimaschutz und Pandemien integriert werden. Die präsentierten Positionen sollen von einer intimen und persönlichen Auseinandersetzung mit sich, der Welt, sowie den unterschiedlichen Kunstgenres zeugen.

In der sich immer schneller und radikaler verändernden Zeit ist der Mensch weiterhin ständigen Umbrüchen politischer, technischer, emotionaler oder kultureller Natur ausgeliefert, eine Distanzierung oder eine Flucht ist durch den globalisierten Informationsfluss so gut wie nicht mehr möglich, aber auch kaum mehr gewollt.

Das Konzept der “AKTIONALE, Das Nackte Sein“ thematisiert die Vergänglichkeit und Verletzlichkeit des menschlichen Daseins. Es bezieht sich dabei auf die abendländische Tradition, der griechischen Mythologie, über das Christentum bis hin zur Aufklärung und der aktuellen Sorge vor der Zerstörung unseres Planeten. Es geht um kreative Schöpfung und gewaltvolle Vernichtung. Wir Menschen und unsere Urängste, denen man sich nackt und schutzlos ausgeliefert fühlt, wachsen weiterhin auf der Bühne der globalen Vernetzung. Es sind jene Grenzerfahrungen, die fast jeder im Lauf seines Lebens teils mehrfach durchlebt: einschneidende, verstörende, wegweisende Erlebnisse oder Begegnungen, sowie traumatische Erfahrungen, die einen im tiefsten Inneren erschüttern, zerbrechen oder stärken und über sich hinauswachsen lassen.

Das Ergebnis ist ein weiterentwickeltes Lebensgefühl, ein verändertes Weltbild welches die Sichtweise, die eigene Philosophie von Grund auf verändert oder zumindest in Frage stellt. Die positive und negative Tragik auf unserem Weg von der Geburt bis zum Tod.

Zukunft

Die AKTIONALE IV Das Nackte Sein findet 2022 statt.

Ausstellungsort, Verein Berliner Künstler

Der Verein Berliner Künstler wurde 1841 gegründet, er ist der älteste Künstlerverein in Deutschland und engagiert sich neben der Präsentation von zeitgenössischer und aktueller Kunst aller künstlerischen Sparten vor allem für den internationalen Austausch sowie den kritischen Diskurs über Kunst und Gesellschaft. Die Selbstverwaltung des VBK ermöglicht einen freien Handlungsspielraum vieler Möglichkeiten aktiver Mitgestaltung und Organisation eigener Projekte aller Mitglieder.

Werbemaßnahmen

Transport

Kuratoren Peter Schlangenbader * und Ilia Castellanos *

Zeitschiene

März bis Mai 2022, Atelierbesuche
Juni und August 2022, Katalogproduktion, Postkarten
Eröffnung am Freitag, 23. September 2022

* Peter Schlangenbader

2013 Begründer der Künstlergruppe BRUT INTERSTELLAR, 2011 Mitbegründer des Künstlerkonglomerats “Trockenübung”, 2010 Begründer u. Kurator der AKTIONALE, Das Nackte Sein, 2006 Preisträger ”VBK Kunstpreis – Benninghauspreis 2006, 2004 Gründung der Künstlergruppe “Die 5. Ecke”, 2003 Gründung der Künstlergruppe “Schwarzmalerei”, 2002 Mitglied im Verein Berliner Künstler (VBK), 1995 Schlagzeuger u. Sänger der Experimental-Gruppe “Schlachtvieh”, 1992 Gründung der Rockband “Eisenstein” mit Heinz Brandenburg u. Lothar Maertins, 1991 Musikprojekt “Dr. Note” mit Uwe Temme, 1990 Mitglied der Kalendergruppe “12 Monate 12 Originale”, 1976-82 Studium an der HdK Berlin, Meisterschüler von Prof. Engelman, 1972-75 Ausbildung in der KPM zum Porzellanmaler.

Peter Schlangenbader (rechts) lebt und arbeitet in Berlin

* Ilia Castellanos

2022 ORDNUNG und UNORDNUNG, kuratorische Arbeit für die Kunsthalle Brennabor, 2019 bis 2021 Beratungen und Ausstellungen für die HEGAU BODENSEE Galerie, seit 2018 Vorstandsmitglied STIFTUNG NEUE KULTUR, 2017 Durchführung der Ausstellung 0 Krieg [Null Krieg | kein Krieg], von 2010 bis 2016 OPSI (Office for Psychosocial Issues) Assistent von Prof. Dr. David Becker und Projektadministrator für das im Gazastreifen und in der Westbank durchgeführte Projekt Kicking the Ball und Taking Care, von 2009 bis 2016 Manager der Rockband Nikaya, von 2005 bis 2008 Fotoreporter in Brandenburg an der Havel, 2000 Kurator der Akademie der Künste Berlin für das Z2000 Festival, 1997 Gründung der Kunstmarke C4, von 1996 bis 1998 im Vorstand des Kunsthauses Tacheles, 1994 Aufbau eines Netzwerkes für die Implementierung des Karnevals der Kulturen Berlin, ab 1990 Wohnzimmerausstellungen. Studium an der Sporthochschule und an der Kunsthochschule Bellas Artes in Montevideo, Uruguay.

Ilia Castellanos (links) lebt und arbeitet in Berlin

AKTionale III Das Nackte Sein [2018]

Schmerz, Liebe, Hass und Hoffnung sind nur einige Themen der Ausstellung „AKTionale III Das Nackte Sein“ die 2018 bereits zum dritten Mal stattfindet und wieder unbestritten in ihren Aussagen aufregend ist. Sicherlich auch deshalb, weil sie alle vier Jahre Schlaglichter auf die aktuellen Geschehnisse und damit verbundene existenzielle Grundprinzipien des menschlichen Daseins wirft.

Entstanden aus dem ehemaligen Akt-Zeichnen im Verein Berliner Künstler, ist die „AKTionale III Das Nackte Sein“ eine konzeptuelle Weiterentwicklung, die eine formale Akt-Zeichnung verlässt. Vielmehr werden die emotionalen Verfassungen wie das Ausgeliefertsein, Verletzlichkeit, Geburt und Tod, Liebe und Glück, Fanatismus, Schönheit, Wahnsinn, Trauer, Lust, Flucht, Hoffnung, Mord und Krieg, u.v.m. durch die eingeladenen Künstler beleuchtet und in all ihren Facetten gezeigt.

Die präsentierten Positionen zeugen von einer intimen und persönlichen Auseinandersetzung mit sich, der Welt und der Kunst. Betrachtet man das Wort AKTionale assoziiert man rasch den Gedanken mit dem in Aktion getretenen Künstler, der mittels der expressiven Funktion des Werkes, das auf sein Inneres verweist, mit der Außenwelt kommuniziert. Die körperliche Arbeit in Verbindung mit emotionalen Wahrnehmungen provoziert eine enorme Energie, welche in individueller Ausdrucksform das Gesagte oder Unsagbare erlebbar macht.

In vieler Hinsicht sind diese künstlerischen Positionen oft stärker als politische Statements, denn durch die sensitiven Wahrnehmungsfähigkeiten verfügen die Künstler über ein Denken, das den gewohnten Rahmen möglicherweise sprengt, Widersprüche und Prozesse in der Gesellschaft sichtbar machen kann, vielleicht dadurch keine Lösungen anbietet, dennoch die Wege dahin zeigt und neue Erfahrungsräume eröffnet.
Das setzt jedoch voraus, dass der Betrachter ein gewisses Maß an Relativismus bereitstellt, das ihm gestattet viele seiner Ansichten infrage zu stellen und in diesen Dialog zu treten, oder den Dialog selbst zwischen den Inhalten im Bild zu entdecken.

Gerade in der heutigen Zeit, in der viele Veränderungen beunruhigen und unsere eigene Identität, sei es persönlicher, emotionaler, politischer oder kultureller Natur ständigen Herausforderungen gegenüber steht, ist es wichtig, eine größtmögliche Offenheit zu bewahren, die uns befähigt in einen Dialog zu treten, sich ständigen Prüfungen zu unterstellen, ohne jedoch die Essenz der unverhandelbaren Prinzipien, die dem Individuum bestimmte Grundrechte gewährt, in den Zweifel zu ziehen. Denn über all dem steht die kulturelle Identität, die eine demokratische Weltansicht, eine lebenswerte Vita kreiert, für die es sich manchmal lohnt sich zu erheben, um diese Werte zu beschützen, welche für Alle gleich und von höchster Ordnung sind.

Unter diesem Aspekt betrachtend, ist die Idee der Ausstellung „AKTionale III Das Nackte Sein“ in der Unterschiedlichkeit der ausstellenden Künstler zu betonen, welche in ihrer Vielfalt, sei es persönlicher, religiöser, nationaler oder politischer Erfahrungswelten entstammend, durch ihre gegenwärtige Positionen wichtige Impulse kreieren, um Begegnung mit dem Gegenüber bzw. dem Betrachter auf vielen unterschiedlichen Ebenen zu erlauben und einen Ausgangspunkt für eine gemeinsame kritische Diskussion mittels der Kunst ermöglichen.

Gleichzeitig ist dieses Format ein UPDATE unseres Seins im Jetzt – ein sich alle vier Jahre öffnendes Fenster, das die Zustände der Nacktheit und der Schutzlosigkeit des Daseins, der Grenzerfahrungen, der einschneidenden, wegweisenden Ereignisse, die das aktuelle Lebensgefühl beeinflussen, zerstören oder neu erschaffen, sichtbar macht und den Beweis in ihrer Dramaturgie des Weges von der Geburt bis zum Tod für die Gleichheit aller Menschen liefert.

Deshalb gewinnt das Format „AKTionale III Das Nackte Sein“, das dem Betrachter die Einsicht in die kritische Beschäftigung, nicht nur mit der Kunst, sondern auch in die des Künstlers mit sich selbst sowie der Welt erlaubt, immer mehr an Bedeutung.